Suche
Close this search box.

Aktives Zuhören bei Kindern

Aktives Zuhören bei Kindern. Was ist das und warum ist es wichtig? Als alleinerziehendes Elternteil stehen wir vor vielen Herausforderungen. Eine davon ist, die liebevolle Fürsorgeperson für unsere Kinder zu sein, aber auch Grenzen und Konsequenzen aufzuzeigen. Im Alltag, zwischen Arbeit, Haushalt und den Aktivitäten unserer Kinder kann es schnell passieren, dass die tieferen Bedürfnisse unserer Kinder und was sie uns wirklich mitteilen wollen, nicht wahrgenommen werden. Hier kommt das aktive Zuhören ins Spiel. Das aktive Zuhören bei Kindern ist eine Technik, die nicht nur die Kommunikation verbessert, sondern auch die emotionale Bindung zwischen uns und unseren Kindern stärkt.

Was ist aktives Zuhören?

Das aktive Zuhören ist eine Kommunikationstechnik, die Thomas Gordon, ein amerikanischer Psychologe, entwickelt hat.  Diese Technik zielt darauf  ab, dem Gesprächspartner zu zeigen, dass man ihm wirklich zuhört. Aktives Zuhören bedeutet, dass wir nicht nur darauf achten, was unser Gegenüber sagt, sondern auch wie er es sagt. Hinter jedem gesprochenen Wort schwingt nämlich auch ein Gefühl mit oder ein Wunsch. Wenn wir das aktive Zuhören bei unseren Kindern praktizieren, dann fragen wir uns innerlich, was unser Kind gerade empfindet.

Nehmen wir mal an, dein Kind soll sich die Jacke anziehen, weil ihr noch einen Termin habt oder du denkst, es könnte schön sein mit deinem Kind nochmal eine Runde auf den Spielplatz zu gehen. Nun weigert es sich aber, wirft die Jacke auf den Boden und ruft: „Nein, ich will die Jacke nicht anziehen!“ Statt wütend und im Befehlston zu sagen: „Du ziehst jetzt sofort die Jacke an!“, kannst du dich fragen, was dir dein Kind damit sagen will. Kann es sein, dass es müde ist und nicht mehr nach draußen möchte? Oder mit zum Einkauf? Oder zur Oma? Vielleicht fühlt es sich auch nicht gut, weil es krank wird. Oder es hat einen blöden Tag gehabt, Streit mit Freunden und gerade ist einfach alles doof.

Wenn wir aktiv zuhören können wir uns auch fragen, was unser Kind an dem, was es uns erzählt, besonders wichtig ist. 

Meine jüngste Tochter stand, wenn wir abends nach Hause kam, noch minutenlang vor der Haustür und ging einfach nicht rein. Es war Winter und mir war kalt. Ich habe gesagt, sie solle endlich kommen, aber sie blickte die ganze Zeit nach oben zu den Sternen und plötzlich rief sie: „Ich habe ihn gefunden!“ 

Sie hatte den „großen Wagen“, das Sternbild,  gesucht und wochenlang plante ich nun, wenn wir im Dunkeln unterwegs waren, mehr Zeit ein, weil es sie faszinierte in die Sterne zu schauen. Sie beschäftigte sich mit den Planeten und konnte mir von einigen den Durchmesser erzählen und wie weit sie von der Erde entfernt waren.

Frage dich also: Was beschäftigt dein Kind? Welches Interesse verfolgt es mit dem, was es dir erzählt? Will es unbedingt ein Auto haben, weil es damit dann seinen Freund besuchen kann, der vor kurzem weggezogen ist? Dahinter kann eine Sehnsucht stecken, wieder mit ihm spielen zu wollen.

Beim aktiven Zuhören geht es darum, Empathie und Verständnis  zu zeigen, ohne sofort mit Lösungen oder Kritik zu reagieren.

Die Vorteile des aktiven Zuhörens

Durch aktives Zuhören zeigen wir unseren Kindern, dass wir sie wertschätzen und respektieren. Sie fühlen sich angenommen, so wie sie sind. Dies fördert ihr Selbstwertgefühl, ihr Vertrauen in sich und in uns und stärkt somit die Bindung zwischen uns und unserem Kind. Sie wissen, es ist nicht schlimm, wenn ich mal wütend reagiere. Ich werde trotzdem geliebt und muss nicht immer nur funktionieren.

Wir fördern außerdem die Fähigkeit unserer Kinder, selbst Lösungen für ein Problem zu finden oder eigene (kreative) Ideen zu entwickeln. Oft reagieren wir nämlich vorschnell, meinen schon zu wissen, was der andere sagt oder fragen will, und wir präsentieren unsere Meinung oder Lösung. Aber das ist vielleicht gar nicht das, was unser Gegenüber gerade braucht. 

Hat dein Kind Streit mit einem Freund? Wir könnten mit Sicherheit einige Vorschläge machen von „Ignoriere ihn einfach. Der kommt von alleine wieder!“ Bis „Frag‘ ihn doch einfach, ob ihr euch wieder vertragt!“ Vielleicht möchte dein Kind aber nur von seiner Enttäuschung oder Wut erzählen und findet dadurch selbst zu einer Lösung.

Wenn wir aktiv zuhören, geben wir das wieder, was wir meinen verstanden zu haben. Wir spiegeln den anderen. Das beugt Missverständnisse vor und unsere Kinder lernen, ihre Gefühle einzuordnen und zu benennen. Und letztendlich lernen sie auch, dass jedes Gefühl sein darf sowie den Umgang damit.

Die Technik des aktiven Zuhörers

  1. Vollständige Aufmerksamkeit schenken: Praktizieren wir das aktive Zuhören schenken wir unseren Kindern vollständige Aufmerksamkeit. Das bedeutet, dass wir nicht aufs Handy schauen oder wenn wir gerade mit einer Tätigkeit beschäftigt sind, z.B. der Hausarbeit, diese unterbrechen und uns auf das einlassen, was unser Kind uns erzählen möchte. Hierbei ist auch die Körpersprache wichtig. Kommunizieren heißt nämlich nicht nur reden. Wir sprechen genauso mit unserem Körper, also nonverbal. Paul Watzlawick, ein Philosoph, Psychotherapeut und Kommunikationswissenschaftler, sagte: „Man kann nicht nicht kommunzieren!“.

Wir wenden uns also dem Kind zu, kommunizieren auf Augenhöhe. Das kann bedeuten, dass wir, je nach Altern des Kindes, in die Hocke gehen.

2. Wir reagieren mit Empathie: Versuche dich in die Lage deines Kindes zu versetzen. Wie oben schon geschrieben, kannst du dich fragen, was es gerade empfindet, was ihm wichtig ist und welches Bedürfnis es hat. Welches Gefühl steckt hinter seinem Verhalten und/ oder dem, was es erzählt? Um ihm beim aktiven Zuhören deine Anteilnahme zu zeigen, kannst du verstehend nicken oder auch Äußerungen machen wie: „Das klingt wirklich schlimm für dich“, oder „Ich kann verstehen, warum du dich so fühlst.“.

3. Nachfragen und Zusammenfassen: Damit keine Missverständnisse entstehen, fassen wir in eigenen Worten zusammen, was wir meinen verstanden zu haben. Ist uns etwas unklar, fragen wir nach. Das kann zum Beispiel so aussehen: „Es ärgert dich also, wenn Paul immer der Bestimmer sein möchte.“ 

4. Gefühle deines Kindes anerkennen: Bewerte oder kritisiere die Gefühle deines Kindes nicht. Es ist okay, wenn es wütend, ängstlich oder traurig ist. Genauso ist es okay, wenn es aufgeregt ist und dadurch etwas „hibbelig“ wirkt (ja, ich kenne Eltern, die auch damit nicht gut umgehen können, obwohl es doch ein Ausdruck von Lebensfreude ist.). Es ist wichtig, dass Kinder lernen und erfahren, dass alle Gefühle erlaubt sind und dass sie eine sichere Umgebung haben, in der sie diese ausdrücken können. Ich denke, viele von uns haben in unserer Kindheit die Erfahrung gemacht, dass es nicht okay war, ängstlich oder wütend zu sein. Unter Umständen zieht dies Schuldgefühle nach sich oder mangelndes Selbstvertrauen. Für unsere Kinder wünschen wir uns das sicher nicht.

Die Beziehung zu unseren Kindern ist einzigartig, weil wir alle einzigartig sind. Du sollst nun auch nicht in Perfektionismus verfallen. Dafür sind wir Menschen und wir können nicht immer alles perfekt machen. Nach einem stressigen Tag denke ich auch nicht immer daran die „richtige“ Kommunikationstechnik anzuwenden. Entscheidend ist die Haltung unseren Kindern gegenüber. Vermittel deinem Kind, dass es wundervoll ist, so, wie es ist. Dann kommt das aktive Zuhören fast von selbst und damit öffnen wir nicht nur die Tür zu einer besseren Kommunikation, sondern stärken auch die Beziehung zu unserem Kind. Dies ist das Fundament für das Wohlbefinden und Selbstvertrauen  unserer Kinder.

Foto 1 von Shelby Deeter auf Unsplash Foto 2 von J ordan Whitt auf Unsplash Foto 3 von Randy Rooibaatjie auf Unsplash

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen
50%

Sicher Dir meinen kostenlosen Newsletter!

In regelmäßigen Abständen erhältst Du Hintergrundwissen und Impulse für Deinen Familienalltag als alleinerziehendes Elternteil. Natürlich kannst Du Dich jederzeit wieder abmelden.

Cookie Consent mit Real Cookie Banner